synalis IT-Blog

Rückblick auf das BVMW-Event „Künstliche Intelligenz & Recht“

Chancen, Pflichten und Praxisimpulse für Unternehmen

Darum geht‘s

Künstliche Intelligenz ist längst im Unternehmensalltag angekommen – doch wie gelingt der rechtssichere und produktive Einsatz? Diese Frage stand im Mittelpunkt des BVMW-Events „Künstliche Intelligenz & Recht“ am 5. Juni 2025 in Bonn. Mit praxisnahen Vorträgen und Live-Demonstrationen bot die Veranstaltung wertvolle Impulse für Entscheider, IT-Verantwortliche und alle, die sich mit der Einführung von KI-Lösungen beschäftigen. Im Fokus: die neue europäische KI-Verordnung (AI Act), Datenschutz, Urheberrecht und konkrete Anwendungsfälle aus dem Microsoft-Ökosystem.

bvmw ki und recht 2025 synalis Vorträge

KI im Unternehmen: Status quo und Potenziale

Den Auftakt bildete eine Bestandsaufnahme zur Verbreitung von KI in deutschen Unternehmen. Laut Bitkom beschäftigt sich erstmals die Hälfte der Unternehmen aktiv mit KI-Anwendungen (Stand 10/2024). Dennoch gibt es Nachholbedarf bei der Führungsebene, während die Mitarbeitenden den Wandel häufig bereits vorantreiben.
Der Vortrag unseres Head of Digital Workplace & Artificial Intelligence Tobias Felten zeigte, wie KI-Tools wie ChatGPT und insbesondere Microsoft 365 Copilot den Büroalltag verändern können. Von der automatischen Zusammenfassung von Meetings über die Generierung von Präsentationen bis hin zur intelligenten E-Mail-Bearbeitung – die Möglichkeiten sind vielfältig. Das Plädoyer: Technologieoffenheit bewahren, Quick-Wins identifizieren, klein starten und stetig weiterentwickeln.

Microsoft KI-Services: Von Copilot bis Azure AI Foundry

Im Anschluss präsentierten unsere Professional Consultants Pascal Böckmann und Lars Becker die Microsoft KI-Services im Überblick. Neben dem Microsoft 365 Copilot, der generative KI direkt in Office-Anwendungen bringt, wurden weitere Lösungen wie Copilot Studio oder Azure AI Foundry vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Standardlösungen für schnelle Erfolge bis hin zu individuell entwickelten KI-Anwendungen, die gezielt auf Unternehmensprozesse zugeschnitten sind.
Ein zentrales Element der Workshops war das sogenannte „Painstorming“: Die Teilnehmenden identifizierten Prozesse, die besonders zeitaufwendig oder fehleranfällig sind, etwa die manuelle Dokumentenklassifizierung oder die Bearbeitung von Support-Tickets. Mithilfe von Use Case Canvas- und Ideation-Methoden wurden konkrete Anwendungsfälle für KI im eigenen Unternehmen systematisch entwickelt und bewertet.

Rechtssicherer KI-Einsatz: Was Unternehmen beachten müssen

Der juristische Schwerpunkt des Events lag auf dem Vortrag von Dr. Christian Lenz (dhpg). Im Zentrum stand die neue europäische KI-Verordnung (AI Act), die einen risikobasierten Ansatz verfolgt:

  • Verbotene KI-Praktiken: KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko, etwa zur Verhaltensmanipulation, Social Scoring oder biometrischen Überwachung, sind in der EU grundsätzlich untersagt.
  • Hochrisiko-KI-Systeme: Anwendungen in sensiblen Bereichen wie Gesundheitswesen, Justiz oder kritischer Infrastruktur unterliegen strengen Anforderungen, z. B. Dokumentations- und Meldepflichten sowie technischer und organisatorischer Risikominimierung.
  • Pflichten für Anbieter und Betreiber: Während Anbieter (Entwickler, Inverkehrbringer) die Hauptverantwortung tragen, müssen auch Betreiber (Anwender) insbesondere bei Hochrisiko-Systemen zahlreiche Vorgaben erfüllen – von Mitarbeiterschulungen bis hin zu Transparenzpflichten.

    Bei Verstößen drohen empfindliche Sanktionen von bis zu 35 Millionen Euro oder 7 % des weltweiten Jahresumsatzes.

Datenschutz, Urheberrecht und Betriebsrat: Weitere rechtliche Fallstricke

Neben dem AI Act beleuchtete Dr. Lenz weitere juristische Brennpunkte:

  • Datenschutz / DSGVO: Rechtsgrundlagen für die Datenverarbeitung, Informationspflichten, das Verbot automatisierter Entscheidungen und die Notwendigkeit von Datenschutz-Folgenabschätzungen bei kritischen Daten wurden ausführlich erläutert. Besonders relevant: die datenschutzkonforme Nutzung externer Dienstleister und die Sicherstellung von Löschpflichten.
  • Urheberrecht: KI darf geschützte Werke Dritter nicht ohne Lizenz nutzen – prominente Klagen wie die der New York Times gegen OpenAI und Microsoft zeigen die Brisanz. Nutzungsrechte und Quellenangaben sind zwingend zu beachten.
  • Geschäftsgeheimnisse: Informationen mit wirtschaftlichem Wert müssen durch angemessene Geheimhaltungsmaßnahmen geschützt werden, um Schadenersatzansprüche zu vermeiden.
  • Betriebliche Mitbestimmung: Der Betriebsrat hat ein Mitbestimmungsrecht bei der Einführung technischer Einrichtungen, die zur Überwachung geeignet sind – auch wenn diese Funktion nur potenziell besteht.
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Praxistipps: So gelingt der KI-Einsatz im Unternehmen

 Die Referenten gaben konkrete Empfehlungen für die Einführung und Nutzung von KI-Lösungen:

  • Risikobewertung und Kompetenzaufbau: Unternehmen sollten die Risiken ihrer KI-Anwendungen systematisch bewerten und für ausreichende Qualifikation der Mitarbeitenden sorgen.
  • Transparenz und Dokumentation: Alle Verarbeitungsschritte, Rechtsgrundlagen und Datenschutzmaßnahmen müssen nachvollziehbar dokumentiert werden.
  • Interne Richtlinien: Klare Vorgaben zur Nutzung von KI helfen, Chancen und Risiken zu steuern, Qualität zu sichern und Mitarbeitende zu sensibilisieren.
  • Pilotprojekte und Proof of Concept: Kleine, schnell umsetzbare Projekte bieten die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und Akzeptanz im Unternehmen zu schaffen.

Ausblick: Trends, Herausforderungen und nächste Schritte

Die Entwicklung im KI-Bereich schreitet rasant voran – mit stetig neuen Funktionen, Tools und rechtlichen Rahmenbedingungen. Unternehmen sind gefordert, technologieoffen zu bleiben, die regulatorischen Anforderungen im Blick zu behalten und den Dialog zwischen IT, Fachbereichen und Rechtsabteilung zu fördern.

Die Veranstaltung machte deutlich: KI ist kein Selbstläufer, sondern erfordert strategische Planung, kontinuierliche Weiterbildung und eine klare Governance.

Fazit: KI als Chance – aber nur mit Augenmaß und Rechtssicherheit

Das BVMW-Event „Künstliche Intelligenz & Recht“ zeigte, wie vielfältig die Potenziale von KI im Unternehmenskontext sind – von Effizienzgewinnen im Büroalltag bis zur Entwicklung individueller Lösungen mit Microsoft-Technologien. Gleichzeitig wurde deutlich: Rechtssicherheit, Datenschutz und ein verantwortungsvoller Umgang mit KI sind unerlässliche Voraussetzungen für einen nachhaltigen Einsatz. Wer die Chancen nutzen will, sollte frühzeitig die Weichen stellen – technisch, organisatorisch und rechtlich.

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Ihre Ansprechpartnerin

    Laura Krüger, Team Manager Sales