Wie lief es bisher?
Das traditionelle Deployment eines Windows Betriebssystems sah vor Windows 10 wie folgt aus: Alle 3 – 5 Jahre brachte Microsoft ein neues Betriebssystem heraus, wodurch die IT-Abteilungen entsprechend großen Aufwand hatten, die Migration in ihrem Unternehmen durchzuführen. Dazu mussten sich die Anwender an eine neue Oberfläche gewöhnen und sahen sich mit geänderten Abläufen, dem Wegfall oder Hinzukommen unterschiedlicher Funktionalitäten konfrontiert. Folgende Grafik veranschaulicht das Prozedere gut:
Bildquelle: Microsoft
Microsoft veröffentlichte an jedem 2. Dienstag im Monat – dem sogenannten Patchday – Sicherheitsupdates und weitere Updates, die die Fehler und Sicherheitslücken, welche im zurückliegenden Monat gefunden wurden, beheben oder schließen sollten. Grundlegende Verbesserungen des Betriebssystems blieben aus. Sieht man einmal von den Service Packs ab, stagnierte das Betriebssystem auf seinem ursprünglichen Stand – nur bekanntgewordene Lücken wurden gestopft. Eine Weiterentwicklung erfolgte ausschließlich mit dem nachfolgenden Betriebssystem, das auch alleinig neue Sicherheits-Features hervorbrachte.
Was ändert sich jetzt mit Windows 10?
Windows 10 soll das letzte Microsoft Betriebssystem sein; also kein Windows 11, so der Stand heute. Mit Windows 10 wird eine Änderung des Update-Prozesses vollzogen. Die neue Strategie heißt „Windows as a Service“. Neben den weiterhin jeden Monat am Patchday angebotenen Sicherheitsupdates wird im Halbjahresrhythmus auch ein Funktionsupdate des Betriebssystems durchgeführt. Das betrifft jedoch nicht die als LTSB (Long Term Servicing Branch), zukünftig als LTSC (Long Term Servicing Channel), bezeichnete Version von Windows 10. Diese wird weiterhin nur alle 2 bis 3 Jahre mit neuen Features oder Verbesserungen versorgt; Sicherheitsupdates gibt es trotzdem. Die Versionsnummer eines Funktionsupdates wird aus dem Jahr und dem Monat des Releases gebildet. 1809 steht beispielsweise für das Release im Monat September des Jahres 2018. Wobei es korrekterweise 1811 heißen müsste, wenn man sich das Freigabedatum der aktuellen Version anschaut.
Der Aufwand, der jetzt bei der Einführung der Funktionsupdates anfällt, ist wesentlich geringer als bei früheren Änderungen. Jedoch tritt er jetzt häufiger auf, wie man an folgendem Bild sehen kann.
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Bekannt ist dies aus der Mobile Device Welt von Apple. Dort werden solche Updates für Mobilgeräte in regelmäßigen Abständen schon länger angeboten.
Vorteile durch die Funktionsupdates
Ein Vorteil solcher Funktionsupdates ist der, dass die Sicherheits-Features kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dies heißt: Die bereits vorhandenen Features werden optimiert. Ein weiterer Vorteil ist jener, dass neue Sicherheits-Features dazukommen, die die Sicherheit des gesamten Betriebssystems weiter erhöhen.
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Die Grafik zeigt die Veröffentlichungen des Windows Betriebssystems sowohl vor als auch nach der Einführung von Windows 10. Die breiteren Balken entsprechen den Releases vor Windows 10, die schmalen den jeweiligen Funktionsupdates von Windows 10.
Deutlich zu erkennen bei den Prä-Windows 10 Betriebssystemen ist die vorhandene Sicherheitslücke, die durch Angreifer ausgenutzt werden konnte. Auch bedingt dadurch, dass die Komplexität der Bedrohungen mit der Zeit ständig erweitert worden ist und das jeweilige Betriebssystem keinerlei Verbesserungen in Bezug auf Sicherheits-Features erhalten hat.
Mit Windows 10 hat sich die Sicherheitslücke jetzt sichtbar verkleinert. Durch das stetige Verbessern des Betriebssystems, vor allem durch die Einführung von neuen Sicherheits-Features, kann man heute mit der weiterhin ansteigenden Komplexität der Bedrohungen Schritt halten.
Einen Eindruck neu eingeführter Features vermittelt die folgende Zeitleiste. Hier haben wir beispielhaft hauptsächlich Sicherheits-Features aufgeführt.
Ein großer Vorteil der Funktionsupdates ist, wie bereits anfangs aufgezeigt, dass die Mitarbeiter sich nicht an ein komplett neues Betriebssystem mit neuer Oberfläche und Funktionen gewöhnen müssen. Darunter leidet die Produktivität eines jeden Mitarbeiters mehr oder minder so lange, bis er sich eingearbeitet hat.
Mit Windows 10 sind diese „Störungen“ meist nur für kurze Dauer, für die Mehrheit wahrscheinlich gar nicht wahrnehmbar. Die Grafik verdeutlicht dies auch nochmal beim Vergleich von Windows XP und Windows 7 mit Windows 10.
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Klare Zeitrahmen für Support
Bis zum Release der Windows 10 1809 Version gab es für jede Version einen klaren Zeitrahmen für den Erscheinungstermin und die Bereitstellung des jeweiligen Supportes. Mit dem Erscheinen von 1809 wurden diese Zeitrahmen jedoch speziell für Kunden, die eine der Enterprise oder Education Windows 10 Versionen nutzen, angepasst. Für alle anderen gelten weiterhin die bisherigen Rahmenbedingungen, die nachfolgendes Bild zeigt.
Microsoft unterstützt die aktuelle Windows Version 1809 und zwei zurückliegende Versionen: 1803 und 1709. Ältere Versionen erhalten keinen Support mehr. Das heißt im Klartext: 18 Monate Support ab dem Freigabedatum der jeweiligen Windows 10 Version. Im Falle einer Verzögerung oder bei Fehlern in einem Release, die einen Stopp erzwingen, kann das Freigabedatum angepasst werden, wie jüngst bei Windows 10 1809 geschehen. (Quelle: https://blogs.windows.com/windowsexperience/2018/11/13/resuming-the-rollout-of-the-windows-10-october-2018-update/). Maßgeblich sind jedoch immer die Daten, die Microsoft in seinem Lebenszyklus für eine betreffende Windows Version nennt.
Beginnend mit Version 1809 aktualisiert Microsoft seine Wartungs- und Supportrichtlinien speziell für Enterprise und Education Versionen von Windows 10. Das jeweilige Funktionsupdate im September erhält 30 Monate Service und Support ab Freigabedatum. Der Service für das Funktionsupdate im März bleibt bei 18 Monaten. (Quelle: https://support.microsoft.com/de-de/help/4462896/updates-to-servicing-and-support-for-windows-10). Dies soll den Kunden mehr Zeit geben, das Betriebssystem mit seinen Neurungen vorab in einer Pilotgruppe zu testen, bevor es im gesamten Unternehmen ausgerollt wird.
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Support-Ende! Und nun?
Wann der Support für eine bestimmte Version endet, stellt Microsoft für die Benutzer transparent auf seiner Internetseite zum Lebenszyklus von Windows 10 bereit. Man sollte, bevor die genutzte Version aus dem Support fällt, auf jeden Fall ein Update auf die aktuellste Version vornehmen. Andernfalls würde dies bedeuten, dass das Betriebssystem keine Sicherheits- und Qualitätsupdates erhält – und der Kunde keine Hilfe durch den Microsoft Support erhält.
Fazit: Alles wird gut bzw. besser
Mit der Einführung von Windows 10 und den neuen damit verbundenen Update-Zyklen muss ein Umdenken bei den bisherigen Planungen der Updates stattfinden. Bei Windows 10 handelt es sich nicht um ein einmaliges Projekt mit einem festen Start- und Enddatum. Im Gegensatz zu den früher durchgeführten großen Migrations-Projekten muss nun ein kontinuierlicher Prozess etabliert werden, der sich jedes halbe Jahr wiederholt. Dadurch wird das Betriebssystem ständig verbessert und um neue Funktionen erweitert; vor allem Sicherheitslücken können schneller geschlossen und die Absicherung des Betriebssystems weiter vorangetrieben werden. So überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen durch die Einführung der neuen Prozessstruktur und große Umbrüche werden zukünftig vermieden.