Die Ausgangslage: Arbeiten in der Pandemie
Hurra, endlich wieder Flurfunk statt Chat und die Möglichkeit, mich an der Seite meiner geschätzten Kollegen durch alle Kaffeespezialitäten durchzutesten, die der Automat hergibt. Die traurige Ära löslicher Instantdrinks neigt sich dem Ende. Zuversichtlich schaue ich der Zeit entgegen, die mir die alte Routine zurückbringen wird, die vor Corona herrschte: den Büroalltag. Aber wie war der noch gleich?
Routine ist für die meisten Menschen wichtig: Durch Gewohnheiten entstehen Automatismen in unserem Denken und Handeln, die uns den Alltag erleichtern, weil wir nicht ständig jede Situation neu bewerten müssen. Routine bedeutet also Entspannung für unser Hirn. Vor Corona hatte ich eine feste Arbeitsroutine wie sicherlich die meisten:
Morgens aufstehen, wenn ich nicht verschlafen habe noch eine Yogasession vor das Frühstück quetschen, zur Arbeit fahren (je nach Faulheitsgrad mit Rad oder Auto), mit den Kollegen den ersten (oder zweiten) Kaffee des Tages genießen, wenn ich am Vorabend fleißig war um 12 Uhr mein selbst gekochtes Essen erwärmen und wenn nicht an der gemeinsamen Essensbestellung teilnehmen, sich bei sonnigem Wetter auf die Dachterrasse setzen und ein Eis aus der Snackbox gönnen, begleitend dazu der berufliche wie private Austausch mit den Kollegen, bevor man wieder seinen Platz aufsucht und seine Aufgaben erledigt – ganz selbstverständlich.
Routine vor und nach Corona
Dann grassierte die Pandemie und das Homeoffice winkte. Schade um die Kollegen und den Kaffee – aber diese neu gewonnenen Freiheiten! Ein bisschen zu verschlafen endete nicht mehr in einem morgendlichen Verzicht zu Ungunsten von Frühstück oder Erscheinungsbild. Der Wegfall des Arbeitsweges (der bei mir zugegebenermaßen unterdurchschnittlich kurz ausfiel) hieß geschenkte Zeit! Und plötzlich war auch das Führen vom Haushalt (zumindest für die meisten Kinderlosen, die nicht Meetings und Kinderbetreuung miteinander vereinbaren mussten) einfacher: Spül- oder Waschmaschine konnte man schnell zwischen den einzelnen Terminen anstellen oder in der Mittagspause mit dem Hund rausgehen, sodass die meisten privaten To Dos einen nicht geballt abends erschlugen, Stichwort #Worklifebalanceworks. Man entwickelte also eine neue Routine, die der Corona-bedingten Umstellung geschuldet war und an die neue Situation angepasst wurde.
Schlafgewohnheit, Morgenroutine, Essensrituale oder Tätigkeiten im Haushalt wurden neu abgestimmt; erst temporär, dann langfristig – zumindest bis jetzt, da das Thema Homeoffice seit Aufhebung der Homeofficepflicht neu ausgerollt und angesichts der schwankenden Inzidenzen stets wiederkehrend bewertet wird.
Aber jetzt müssen wir uns wieder umorientieren: Zurück zur alten Routine? Geht das überhaupt noch? Was ist mit einem hybriden Arbeitsmodell oder einem bleibenden Homeoffice-Angebot? Homeoffice ist aktuell noch eine Möglichkeit, aber keine Pflicht mehr. Viele Arbeitgeber und -nehmer befinden sich gerade in einer Art „Zwischenlösung“ und bereiten sich organisatorisch wie mental auf die Rückkehr ins Büro vor. Kann ja eigentlich nicht so schwer sein, oder?
Können wir so einfach die Corona-Routine überwinden und wieder die gewohnten Muster der „Zeit davor“ aufnehmen? Und wollen wir das?
Wo geht die Reise hin?
Viele haben die Freiheiten lieb gewonnen, die mobile Arbeit und Homeoffice ihnen bieten; seien es jetzt die Zeitersparnis durch den wegfallenden Arbeitsweg, Einsparungen bei den aktuellen Spritkosten oder der Komfort, nicht erst das Haus verlassen zu müssen, um produktiv zu werden. Auf der anderen Seite fehlen einigen auch die sozialen Kontakte, der „Live-Austausch“ und die Ruhe und Fokussierung im Büro (gerade bei den Eltern).
Also zurück zum reinen Officeleben? Einfach im Homeoffice bleiben? Oder doch wie beim Hack halb-halb? Befragungen zufolge scheint sich das die Mehrheit der Arbeitnehmer zu wünschen – ganz zurück ins Büro entspricht nicht mehr den Vorstellungen der Mitarbeiter.
Egal, welche Modelle die Arbeitgeber anbieten werden: Eine erneute Umstellung kann / wird kommen. Wie genau diese im Einzelnen aussieht entscheiden dann vermutlich Branche, Stelle, Arbeitgeber und Unternehmenskultur. Apropos „Unternehmenskultur“: Hat diese unter der räumlichen Distanz gelitten? Müssen wir wieder bei null beginnen und die sozialen Strukturen vom Grundsatz her aufbauen?
Hier ist gutes Personalmanagement gefragt. Was kann man tun, um die Mitarbeiterbindung an das Unternehmen zu stärken und die Nähe zwischen den Kollegen aufrechtzuerhalten – auch aus der Ferne? Reicht das Angebot aus Online-Events, Vor-Ort-Treffen oder regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen aus, um eine Covid-19-geprägte Unternehmenskultur wieder zu kitten? Was passiert mit den Mitarbeitern, die gerade in dieser Phase zum Unternehmen gestoßen sind und gar nichts anderes kennen als die Teams-Kommunikation?
Sich neu erfinden oder an Altem festhalten?
Ergibt es Sinn, Strukturen wieder aufleben lassen zu wollen, die vor Corona funktioniert haben oder sollte sofort ein Umdenken beginnen, das die in den letzten zwei Jahren angestoßenen Änderungen direkt mit einbezieht? Lieber Trial and Error oder zurück in alte Muster verfallen in der Hoffnung auf eine positive Aufnahme der Masse?
Geschäftsleitung und Personalabteilung werden zwangsläufig mit einigen Fragen konfrontiert, die die Gestaltung des Arbeitslebens betreffen. Und Arbeitnehmer müssen abgleichen, ob das Arbeitsmodell noch zum eigenen Alltag passt. Es ist extrem angenehm, wenn der eigene Job eine ausgewogene Work-Life-Balance schafft. Sich bewusst konstant während der Arbeitszeiten private Termine zu legen ist aber auch hier zu hinterfragen, denn Freiheit bedeutet nicht automatisch Regellosigkeit. Im Büro würden wir auch davon absehen, Termine (ausgenommen relevante Arzttermine etc.) innerhalb der Geschäftszeiten zu machen.
Insofern gilt es, noch einmal ein paar grundlegende Gewohnheiten zu hinterfragen und uns dann tatenfreudig in den Berufsalltag zu stürzen, der sich – vorläufig oder langfristiger – für uns ergeben wird. Mit einem können wir schließlich immer rechnen: Alles ist im Wandel.
Stimmen aus dem Unternehmen zur Homeoffice-Thematik
Neue Möglichkeiten durch Homeoffice
„Mit Rückblick auf die Pandemie hat mir die Homeofficepflicht gezeigt, dass es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, wie man seine Arbeit produktiv realisiert. Spontane Büroabsprachen oder ein kurzer Austausch zwischen Tür und Angel fallen zwar weg, aber dafür eröffnet sich mir eine neue, viel dynamischere Arbeitsweise mit Möglichkeit, freier in der Gestaltung seiner Arbeitszeit zu sein, um etwa einen längeren Mittagsspaziergang zu machen!“
Homeoffice und Kind? Eine Herausforderung
„Beim Homeoffice mit Kind besteht die Herausforderung darin, beidem gerecht zu werden: auf der einen Seite das Kind, welches zu Hause ist, weil es krank ist oder weil die KiTa geschlossen hat aufgrund der Corona-Situation. Auf der anderen Seite der Arbeitgeber, der flexible Arbeitszeiten anbietet, über die man sehr froh ist. Allerdings ist es nicht leicht, beides unter einen Hut zu bekommen: Wenn das Kind zu Hause bleibt, man seiner Pflicht als gewissenhafter Arbeitnehmer aber nachkommen möchte, bedeutet dies Stress. Man möchte während seiner Arbeit weiterhin professionell agieren; dies gestaltet sich jedoch schwer, wenn das Kind immerzu etwas anderes möchte.
Man kann ein Kind nicht die ganze Zeit vor den Fernseher setzten und verlangen, dass es dort brav sitzen bleibt. Also wird man erfinderisch und richtet dem Kind ebenfalls einen Schreibtisch im Büro ein, wo es malen, basteln und puzzeln kann. So hat man als Eltern einen Blick auf sein Kind und kann beruhigter arbeiten, aber nicht zwangsläufig ruhig. Der Stressfaktor bleibt bestehen. Mit der Zeit findet man jedoch einen Weg mit dieser Situation klarzukommen und ist einfach dankbar, flexibel von zu Hause arbeiten zu können. synalis ist ein familienfreundliches Unternehmen, welches sehr bewusst darauf eingeht, dass die Kinderbetreuung gewährleistet werden kann.“
Halb und halb
„Wieso eigentlich Homeoffice oder Büro? Mir hat die Pandemie, bei all ihren Nachteilen, viele Vorteile in der Vereinbarung von Berufs- und Privatleben aufgezeigt. Man wird mit einer Homeoffice-Option um einiges flexibler als noch in der vorherrschenden pflichtbewusst-starren Arbeitsweise rein aus dem Büro. Termine, sowohl beruflicher als auch privater Natur, lassen sich einfacher in Einklang bringen, die Arbeitsqualität und -quantität kann bei richtiger Handhabung im Homeoffice gegenüber dem vollbesetzten Büro sogar noch steigen und mithilfe von gezielten Bürotagen verliert sich auch der soziale Kontakt zu Kunden und Kollegen nicht.“